Ehrt den König damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können

Ein Artikel von Pastor Wolfgang Wegert aus dem 
Gemeinde und Missionswerk Arche in Hamburg.

Ehrt den König damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können (1. Petrus 2,17 + 1. Timotheus 2,1-2)

Liebe Missionsfreunde,
welcher König soll denn geehrt werden? Dass wir König Jesus ehren sollen, darin sind wir uns gewiss alle einig. Heißt es doch in der Schrift: „Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Hebräer 13,21). Aber sie sagt auch, dass wir den König des Landes ehren sollen. Dass wir für die Obrigkeit beten sollen, ist uns geläufig. Aber dass wir sie auch ehren sollen – steht das wirklich in der Bibel? Petrus gibt uns die Antwort in seinem 1. Brief. Dort schreibt er: „Erweist jedermann Achtung, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König!“ (1. Petrus 2,17).

Auch den bösen König ehren?

Aber sollen wir den König auch dann ehren, wenn er falsche oder gar böse Politik macht? Sollen wir z. B. unsere eigene Regierung ehren, auch wenn wir meinen, dass sie viel verkehrt macht? Und dürfen wir sie denn nicht kritisieren, wenn wir beispielsweise die Corona-Maßnahmen für überzogen halten? Selbstverständlich dürfen wir sie kritisieren. Wir dürfen als Christen auch öffentlich unsere Meinung sagen und z. B. gegen Abtreibung friedlich demonstrieren. Aber das schließt nicht aus, dass wir den Oberen unseres Landes nicht trotzdem Respekt und Ehre erweisen.

Es fällt auf, dass es ausgerechnet Petrus war, der dazu aufrief, den König zu ehren. Das tat er, obwohl der König, unter dem er damals lebte, Herodes war, der den Apostel hatte misshandeln und einsperren lassen, der seinen engen Mitjünger Jakobus ermorden und die Gemeinde verfolgen ließ. Einen solchen König soll man ehren? Ja, genau dazu rief Petrus auf!

 

Warum sollen wir den König ehren?

Warum aber sollen wir die Regierenden ehren? Wir sollen es um des Herrn willen tun. Denn jede Obrigkeit ist von Ihm eingesetzt. Einerlei, wie gut oder wie verwerflich sie ist – sie hat das Mandat zum Regieren in jedem Fall nicht von Menschen, sondern von Gott selbst erhalten. Er ist derjenige, der Könige einsetzt und auch wieder absetzt. Und weil jede Obrigkeit, die gerade an der Regierung ist, Seiner Vorsehung und somit Seinem Willen entspricht, sollen auch wir ein grundsätzliches Ja zu ihr haben.

Wir sollen den König auch deshalb ehren, weil der Herr Friedfertigkeit von uns erwartet. Paulus schreibt dem Titus, dass er die Gläubigen daran erinnern soll, „dass sie sich den Regierenden und Obrigkeiten unterordnen … damit sie niemand verlästern, nicht streitsüchtig sind, sondern gütig, indem sie allen Menschen gegenüber alle Sanftmut erweisen“ (Titus 3,1-2).

Christen beschimpfen keine Politiker, sondern sie sind gütig und erweisen allen Menschen gegenüber Sanftmut.

Unser christlicher Auftrag besteht nicht in Streitlust der Regierung gegenüber. Wir rufen nicht zum zivilen Ungehorsam auf, beschmieren keine Wände, werfen nicht mit Steinen, besetzen keine Häuser und beschimpfen auch keine Politiker, sondern wir sind gütig und erweisen allen Menschen gegenüber Sanftmut. Und so erweisen wir auch unserer Regierung den Respekt und die Ehre, die ihr gebühren.

 

Wie sollen wir den König ehren?

Die erste Art, wie wir einem König, einem Präsidenten, einer Kanzlerin oder einem Bürgermeister Ehre erweisen können, ist die Fürbitte. Die Bibel sagt: „Dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind“ (1. Timotheus 2,1-2). Wer für Menschen in hoher Stellung betet, kann sie nicht zugleich beleidigen. Wer vor Gott für den König eintritt, kann ihn nicht zugleich hassen. Aufrichtige Beter sind nicht kritiklos, aber sie erflehen wohlwollend die Hilfe Gottes für ihre Politiker.

Wir erweisen der Regierung auch Ehre, indem wir für sie danken. „Für diese gottlose Regierung kann ich Gott nicht danken!“, rief ein Christ, der sich über das Versagen seiner Oberen empörte. Aber was machen wir mit dem Wort: „Sagt allezeit Gott, dem Vater, Dank für alles“ (Epheser 5,20)? Wenn wir Gott allezeit und für alles Dank sagen sollen – wieso nehmen wir den Dank für unsere Regierung dann davon aus? Nein, wir haben gerade gelesen, dass wir nicht nur Gebete und Fürbitten, sondern auch Danksagungen für die Könige und alle Menschen in hoher Stellung darbringen sollen (1. Timotheus 2,1).

Weil jede Regierung, die gerade gewählt ist, der Vorsehung Gottes entspricht, haben auch wir ein grundsätzliches Ja zu ihr.

Und wenn wir uns das Staatswesen unseres Landes anschauen, haben wir doch tatsächlich viel Grund zur Dankbarkeit. Ich bin nun schon 77 Jahre alt und kann hinsichtlich der äußeren Lebensbedingungen auf sehr glückliche Jahre zurückschauen. Wir haben seit 1945 nie wieder Krieg gehabt, ich konnte zur Schule gehen, studieren und einen Beruf ergreifen. Und ich konnte Geld verdienen, eine Familie gründen und ein eigenes Heim erwerben. An Hunger kann ich mich nicht erinnern. Stattdessen war es mir erlaubt, nach Belieben kreuz und quer durch Deutschland zu reisen, ja sogar bis an die Enden der Welt. Unser Gesundheitssystem hat dafür gesorgt, dass die Lebenserwartung, auch meine, immer weiter gestiegen ist. Meine Mitbürger und ich durften frei wählen und unsere Meinung sagen. Und vor allem hatten wir Glaubensfreiheit! Ich konnte ungehindert Pastor werden, Gemeinde bauen, predigen und missionieren, ohne irgendeine Art von Benachteiligung befürchten zu müssen. Und das alles machte mir ein weltliches Staatswesen möglich. Darum kann ich nicht anders, als Gott für unser Land und seine Regierungen von Herzen zu danken, und ehre gerne die Obrigkeit.

Und es gibt noch eine dritte Art, wie wir den König ehren können – indem wir uns ihm unterordnen. Das ist in unserer antiautoritären Zeit eine nicht sehr beliebte Aufforderung. Aber die Bibel ist da unbestechlich. Paulus schreibt das bekannte Wort: „Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind“ (Römer 13,1). Und dann heißt es in Vers 2: „Wer sich gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes.“

Wer für Menschen in höherer Stellung betet, kann sie nicht beleidigen.

Es handelt sich demnach nicht um eine Kleinigkeit, wenn man sich der Obrigkeit widersetzt, sondern das Wort Gottes macht klar, dass man sich damit nicht nur Menschen, sondern Gott selbst widersetzt. Demzufolge ehren wir den König und Gott, wenn wir uns der Obrigkeit unterordnen und ihre Gesetze befolgen.

 

Wann muss man Gott mehr gehorchen als den Menschen?

Aber gibt es nicht auch staatliche Gebote, die wir als Christen nicht befolgen müssen? Ja, die gibt es! Diese haben mit unserem Glauben an unseren Herrn Jesus Christus zu tun.

Das beste Beispiel gibt uns Petrus. Als ihm der Hohe Rat verbieten wollte, das Evangelium zu predigen, da rief er aus: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ (Apostelgeschichte 5,29). Und wenn sie uns um des Evangeliums willen sogar töten wollen, dann, so sagt Jesus, sollen wir uns nicht vor ihnen fürchten. Denn sie können nur unseren Leib töten, aber nicht unsere Seele (Matthäus 10,28).

Aufrichtige Beter sind nicht kritiklos, aber sie erbeten wohlwollend die Hilfe Gottes für Politiker.

Wenn der Staat oder irgendeine andere Macht von uns also verlangen würde, nicht mehr zu predigen, nicht mehr Zeugnis von Christus abzulegen, nicht mehr zu beten und Gemeinde zu bauen, dann wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem wir der Regierung die Unterordnung verweigern. Denn wir würden niemals aufhören, Bekenner unseres Erlösers Jesus Christus zu sein – wenn es sein muss im Untergrund, wie es viele Christen in der Verfolgung schon vor uns getan haben.

 

Corona-Maßnahmen – eine Einschränkung des Glaubens?

Nun werden wir in diesen Tagen oft gefragt, ob denn die Corona-Beschränkungen, die den Kirchen und Gemeinden auferlegt worden sind, nicht ebenfalls staatlich verordnete Glaubensbehinderungen sind? Denn die Zahl der Gottesdienstbesucher wurde ja begrenzt, es müssen Masken im Gottesdienst getragen werden und singen dürfen wir auch nicht.

Unsere Antwort auf diese Frage lautet: Es ist erstaunlich, dass alle Versammlungshäuser offen sind und wir Gottesdienste feiern können, während sämtliche Kinos, Theater, Sportstätten und Vergnügungslokale schließen mussten. Deshalb können wir nicht davon ausgehen, dass die Maßnahmen der Regierung gegen Christen gerichtet sind, sondern der Eindämmung der Pandemie dienen sollen. Somit kann das Wort „wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen“ hier keine Anwendung finden.

Wenn der Staat von uns verlangt, nicht mehr zu predigen, nicht mehr Zeugnis abzulegen und nicht mehr zu beten, dann verweigern wir der Regierung unsere Unterordnung.

Denn uns ist keine einzige Predigt verboten worden, sondern wir dürfen sie aus unserem Gottesdienstsaal heraus sogar per Livestream und TV in alle Welt ausstrahlen. Und auch wenn wir akustisch nicht singen dürfen, dürfen wir unsere Lieder doch sprechen und Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Auch jedem persönlich ist erlaubt, sich frei zu Christus zu bekennen.

Demzufolge sind wir aufgefordert, der Stadt Bestes zu suchen, indem wir der Obrigkeit untertan sind und ihr dabei helfen, die Epidemie zu bekämpfen. Es soll von den Gläubigen nicht heißen: „Alle halten sich an die Regeln. Nur die Christen haben das nicht nötig. Die meinen, dass sie keine Rücksicht zu nehmen brauchen!“ Nein, Christen zeichnen sich nicht durch Auflehnung und Unruhestiftung aus, sondern sie gehen mit gutem Beispiel voran und ehren Gott durch ihren vorbildlichen Wandel.

 

Und wenn der Staat meine Gesundheit schädigt?

Nun gibt es auch liebe Christen, die der Meinung sind, dass wir dem Staat nicht nur bei Predigt- und Glaubensverbot widersprechen müssen, sondern auch dann, wenn er uns gesundheitlich schädigt. Das wird unter anderem daran festgemacht, dass das verordnete Maskentragen bei vielen gesundheitlich negative Auswirkungen hat und auch die anderen Einschränkungen körperlich und psychisch großen Schaden anrichten. Dass dem so ist, davon bin auch ich fest überzeugt. Und dennoch lehrt uns die Bibel nicht, dass wir uns der Obrigkeit verweigern sollen, wenn ihre Gebote unserer Gesundheit schaden. Denn es kann durchaus sein, dass der Schutz der Gesamtheit die Belastung Einzelner erfordert.

Christen sind nicht obrigkeitshörig und staatsunterwürfig, sondern sie sollen mitdenken, kritisch sein und wenn nötig und möglich die Regierung auch abwählen.

Deshalb leisten Christen bei bestehender Wehr- oder Zivildienstpflicht ja auch keinen Widerstand, sondern sie gehen hin und geben dem Staat die geforderte Lebenszeit und ihre Kraft und Gesundheit.

Denken wir dabei auch an Maria und Josef. Zu ihrer Zeit ging ein Gebot vom Kaiser Augustus aus, dass „alle Welt sich schätzen lassen sollte“. Das verlangte der schwangeren Maria körperliche Strapazen ab, die ihrer und des Kindes Gesundheit mit Sicherheit nicht guttaten. Aber das Ehepaar folgte dennoch dem Gebot und ging den weiten Weg nach Bethlehem – wo nicht einmal eine Herberge zu finden war, in der Maria sich von der Reise hätte erholen können.

Damit wollen wir unter keinen Umständen sagen, dass Christen obrigkeitshörig und staatsunterwürfig sein müssen. Nein, sie sollen mitdenken, kritisch sein und wenn nötig und möglich die Regierung auch abwählen. Aber die Regierenden, die Gott zurzeit ins Amt gesetzt hat, die gilt es um des Herrn willen zu zu ehren, ihre Verordnungen haben wir zu achten.

 

Damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen

Und das hat von der Bibel her einen ganz bestimmten Grund. Paulus ermahnt uns, dass wir für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, beten sollen, „damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit“ (1. Timotheus 2,2). Das will nicht heißen, dass wir der Obrigkeit untertan sein sollen, damit wir ein bequemes und auf uns selbst bezogenes Leben führen können. Nein, damit will Paulus sagen, dass wir uns nicht wegen des Reiches dieser Welt erregen und uns nicht mit den endlosen Streitfragen der vergänglichen Politik herumschlagen sollen, sondern dass wir alle Zeit und Kraft in das Reich Gottes investieren sollen, das nicht von dieser Welt ist.

Wenn wir im Frieden mit dem Staat leben und seine Verordnungen befolgen, ist das Feld bereitet, uns ganz auf die Zurüstung für Gott und Sein Evangelium konzentrieren zu können.

Wenn wir uns nicht kräftezehrend mit dem Staat anlegen, sondern seine Verordnungen befolgen und im Frieden mit ihm leben, dann ist das Feld bereitet, sodass wir ungestört unseren Glauben leben und uns ganz auf die Zurüstung für Gott und Sein Evangelium konzentrieren können.

 

Die Strategie der Arche

Und genau das ist die Strategie der Arche. Wir wollen, was an uns liegt, in allen Dingen mit der Obrigkeit im Reinen sein. Unser Kampf ist nicht politisch, sondern geistlich. Und dafür brauchen wir den Rücken frei. Darum ehren wir den König, respektieren seine Gesetze und beten für ihn, damit er zum Wohle des Landes arbeitet und wir für das Evangelium eine freie Bahn haben und noch viele Seelen für Christus gerettet werden können.

Unser Kampf ist nicht politisch, sondern geistlich. Und dafür brauchen wir den Rücken frei.

Wir können uns keinen politischen Kampf erlauben – denn wir haben Wichtigeres zu tun!


 

Wolfgang Wegert war 40 Jahre lang Hauptpastor und Leiter des Gemeinde und Missionswerks Arche in Hamburg. Er verkündigt seit vielen Jahren das Evangelium in Deutschland und Europa im Radio und Fernsehen. Wolfgang und seine Frau Gertrud haben drei erwachsene Kinder.

 

 

Der Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift "taube" Ausgabe (März) 03/ 2021. Mit der Arche - Evangelisch-reformierte Freikirche in Hamburg sind wir zwar nicht organisatorisch, aber über Konferenzen und Freundschaften eng verbunden und schätzen ihre klare geistliche Positionierung.
Mit freundlicher Genehmigung geben wir diesen Auszug aus dem Artikel von Pastor Wolfgang Wegert wieder. Mehr Infos zur Arche Gemeinde Hamburg hier klicken.

Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält die Trackback-URI zu diesem Eintrag. Sie können diese URI benutzen, um Ping- und Trackbacks von Ihrem eigenen Blog zu diesem Eintrag zu schicken. Um den Link zu kopieren, klicken Sie ihn mit der rechten Maustaste an und wählen "Verknüpfung kopieren" im Internet Explorer oder "Linkadresse kopieren" in Mozilla/Firefox.

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.